Tag 3 – Reisebericht – Luzk bis Laniwzi (Ukraine)
An Tag 3 des Reisebericht ging es von Luzk (Ukraine) bis nach Laniwzi in der Ukraine.
Ein paar Worte vorweg: wir möchten hier von unserer 7 wöchigen Abenteuerreise berichten welche im August und September 2019 stattgefunden hat. Auf dieser Reise haben wir jeden Tag Reisetagebuch geschrieben. Diese Erfahrungen möchten wir mit euch teilen, mal unfassbar lustige, mal traurige Geschichten und einfach viele Informationen welche euch bei eurer eigenen Reiseplanung helfen können.
Falls ihr außerdem an Angeln, Apnoe tauchen, kochen und Spearfishing interessiert seit, dann ist das genau euer Blog! Ansonsten viel Freude beim Lesen.
Von Luzk bis nach Laniwzi
Gegen 8:00 riss uns ein wilder Valerie aus dem Schlaf: „Aufstehen, die Deutschen schlafen immer, Arbeit, Arbeit, Achtung, Achtung“. Viel mehr deutsche Wörter um uns aufzuhetzen beherrschte er wohl nicht. Diese reichten aber um uns aus dem Schlafraum zu reißen.
Beim Frühstück lernten wir die Volunteers kennen, welche im Workcamp ein Museumsgelände renovierten. Nach einem sehr reichlichen Frühstück, zwar war der Tisch gedeckt, viel Essen gab es aber nicht, packten wir unsere Sachen.
Wir machten kurz Halt beim Workcamp und sahen uns das Gelände an. Von dort fuhren wir in die Innenstadt von Luzk. Dort besichtigten wir kurz die Stadtfestung, welche auf dem 200 Hrywnja Schein zu erblicken ist. Drei Ukrainer wiesen uns Sieben Wege in die Innenstadt. Wir luden unsere Handys im Telefonshop auf. Dies bedeutet 4 Gigabyte Internet, 30 Freiminuten nach Deutschland und viele Flats für umgerechnet 3€. Die Mägen wurden noch mit lokalen Backwaren gefüllt und der Spiritualitätstank mittels eines Ikonenkaufs aufgefüllt.
Von Luzk wollten wir eigentlich direkt nach Laniwzi fahren, jedoch überredete uns unser Reiseführer einen Zwischenstopp beim Kloster Potschajiw (Potschajew, Почаев) einzulegen, einem der größten Klöster der griechisch, orthodoxen Kirche. Auf dem Weg ins Kloster hielten wir abermals und kauften 2 Pfund Brombeeren am Straßenrand. Wir verschlangen je 1 Pfund. Das Essen während der Fahrt aufgrund der Kleckergefahr unmöglich erschien. Nach einer kurzen Brombeervergiftung erreichten wir das Kloster, welches auf einem Hügel thronte. Ein wunderschöner Anblick wie die goldene Kuppel in der Sonne glänzten.
Im Kloster selbst gibt es eine Quelle die vom Fuß der Maria stammt. Überall gab es Zapfstellen, an welchen man heiliges Wasser aus Plastiktassen trinken konnte. Das Wasser schmeckte hervorragend, die angebundene Plastiktasse wollte ich dann doch besser trotzdem nicht nutzen. Auf dem Gelände schweiften viele Pilger und Priester der griechisch- orthodoxen Kirche umher und zelteten sogar in den Klostergärten. Wir gingen durch die Gebäude und auf einmal erklangen vom Glockenturm Glöckenklänge. Langsam entwickelte sich das Geläut zu einem unheimlichen Stakkato an tiefen und progressiven Klängen. Dies rief die Pilger zum Gebet im Gottesdienst. In der Kirche wiegten sich die Gläubigen zum gleichförmigen Gebetsgesang des Priesters. Eine intime Atmosphäre senkte sich über den Gottesdienst und die Weihrauchschwaden waberten über die Köpfe.
Wir verließen das Kloster und machten uns auf den Weg nach Laniwzi. Die Strecke betrug zwar nur 50 Kilometer, dennoch brauchten wir knapp 2,5 Stunden. Das Navi führte uns über einen halsbrecherischen Weg. Diese unasphaltierte Straßen in der Ukraine sollte eigentlich nur durch 4- Radantrieb Fahrzeuge befahren werden. Dennoch meisterte der Lupo auch diese Hürde, von ruhiger Hand geführt, mit Bravour. Am Horizont standen Pferde und Kühe und die Szenerie erinnerte an einen alten Westernfilm.
Als wir an einem Hirten vorbeifuhren, kam er herangelaufen und strahlte über beide braungebrannten und zerfurchten Backen. Seine zwei saphirblauen Augen leuchteten wie ein Meer in der trockenen Wüste. Voller Freude redete er auf uns ein, aber selbst Felix konnte kein einzelnes Wort verstehen. Väterlich tätschelte er immer wieder über Felix Kopf. Freudestrahlend verabschiedete er sich, als wir weiter fuhren. Was mögen diese alten Augen schon gesehen haben und was mag der Mann gedacht haben, als mitten in der ukrainischen Einöde, auf einer der schlechtesten Straße des Landes ein blauer VW Lupo mit Dachbox dahergerumpelt kam. Zu allem Überfluss gesteuert von Deutschen. Man weiß es nicht. Über weitere 20 Kilometer schlechte ukrainische Straßen kamen wir Laniwzi immer näher.
Felix freute sich, war er doch noch „nie von dieser Seite der „Stadt“ herangefahren“. Als wir bei Nazar und seiner Familie ankamen wurden wir schon heiß erwartet. Soreana (auf deutsch übersetzt: der Stern) lebt mit ihrem Mann am Rande dieser post- sowjetischen Stadt. Zwei kleine Kinder machen das Familienglück perfekt. Nazar selbst, Musiklehrer von Beruf, tritt während der Sommerferien mit seinem Keyboard auf Hochzeiten auf um etwas dazu zu verdienen.
Das Haus umgab ein herrlicher Garten, welcher durch die Schwarzerde unglaubliche Mengen an Äpfeln, Birnen und Kartoffeln hervorbringt. Sechs Schweine die zum Abbezahlen eines Kredits zur Hausrenovierung herangezogen wurde, machen die Kleinbauernhofidylle perfekt. Überall auf dem Grundstück laufen Hühner herum die Nazarund ich am Folgetag kreative Namen wie Huhn 1, Huhn 2 und Huhn 3 gaben.
Eine Schar Gänse marodiert um das Haus und fauchten Raptoren gleich die Katzen an. Diesen Vögeln macht man nichts vor. Nazar musste los und auf der Hochzeit eines Priesters spielen (gesoffen wurde aber auch dort). Wir blieben bei Soreana, die innerhalb von zwei Stunden nach Felix Anruf ein wundervolles Abendessen gezaubert hatte. Mit ihren Worten bezeichnete Sie es als „von schneller Hand“. Nazars Schwester kam zum Essen, welche Felix auch seit Jahren kannte. Felix, sagte sie, du bist wie Schnee im Mai, keiner erwartet dich und auf einmal bist du da. Zu ukrainischen Butterbroten, russischen Eiern, Kartoffelstampf aus dem eigenen Garten und Kohlsalat wurde dann auch der erste ukrainischer, selbstgebrannter Vodka gereicht. Während sich die Frauen und Felix über die neuen Liebschaften eines bekannten ukrainischen Sängers unterhielten, haute mich der Vodka um. Mein Gesicht lief rot an und, hatten wir doch den ganzen Tag kaum etwas gegessen. Glücklicherweise fing das Essen den Alkohol gut auf. Gegen 22:00 kam Nazar von seinem Auftritt zurück. Bis dahin hatten Felix und ich schon eine Flasche Vodka geleert und die Stimmung war dementsprechend gut. Felix warte mich vor, jetzt werden wir auch noch mit Nazar trinken. Kurzerhand fuhren wir zum Laden um die Ecke („Magazina“). Dort kaufte Nazar noch Sieben weitere Bier und getrockneten Fisch (Barsch) zum knabbern. Ist es im Osten doch üblich zum Alkohol etwas zu snacken.
Auf die Frage was die Deutschen den zum Trinken essen würden, konnten wir nur lachend Antworten „nichts“. Wieder zuhause angekommen ging das Gelage lustig weiter, nun moderierte Nazars Trinkgeschwindigkeit den Abend. Als er uns noch eröffnete, dass sein „Naturprodukt“ 60% Alkohol hätte, merkte ich erst wie betrunken ich tatsächlich war. Zum Vodka gab es Speck aus eigener Schlachtung. Das Schwein war, wie Felix übersetzte, lange von Nazar beäugt worden. Wir brauchen in herzliches Gelächter aus, wie so oft bei Übersetzungen und Kleinigkeiten welche entstanden wenn zwei Kulturen aufeinanderprallten. Gegen 2:00 gingen wir noch einmal in den Garten um völlig betrunken durch das Obstparadies zu spazieren und überall etwas zu pflücken und zu probieren. Gegen 3:00 fielen Felix und ich in unser viel zu kleines Bett, wo wir Arm an Arm sofort in einen schwarzen, traumlosen Schlaf sanken.
Reiseschnapper des Tages: Reiseführer Ukraine
Wenn man einen Reiseführer für die Ukraine sucht, dann empfehle ich euch diesen hier. Die Daten und Fakten waren alle unfassbar gut recherchiert. Die Texte sehr informativ und umfassend, speziell auch zur Geschichte der älteren und jüngeren Vergangenheit (wie z.B. der Krimkrise in der Ukraine). Selbst Felix als extremer Ukrainekenner, war oft von der Qualität des Führers überrascht. Klare Empfehlung.
Reise Know-How Reiseführer Ukraine *
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