Spearfishing in Indonesien – Lombok
In diesem Artikel geht es um Spearfishing in Indonesien, wir haben unseren Jahresurlaub in Lombok, einer schönen, indonesischen Insel verbracht. Natürlich habe ich mir es nicht nehmen lassen, mit der Harpune / Speargun einmal das Wasser zu erkunden.
Nach ein paar Tagen in unserem Hotel packte mich die Abenteuerlust.
Während wir faul in unserem Hotel am Strand die Sonne genossen, machte meine Frau mich darauf aufmerksam, dass ein Mann mit einer Harpune am Strand entlang ging. Zwar hatte ich für den Urlaub meine Cressi Gara flossen mitgenommen, und auch meine Taucherbrille durfte im Gepäck nie fehlen. Allerdings habe ich tatsächlich ausnahmsweise mal nicht darüber nachgedacht, im Urlaub fischen zu gehen.
Als ich allerdings nun den gut ausgerüsteten Spearfischer am Strand entlang schreiten sah, gab es natürlich kein Halten mehr. Bei Google Maps wurde schnell in die Suchzeile das Wort Speerfischen eingegeben und ich wurde auch direkt fündig. Auf einer der benachbarten Gili Inseln bot jemand Spearfishing Trips an. Über WhatsApp wurde Kontakt hergestellt und schnell für die kommende Woche verabredet.
Spearfishing Website der Indonesier auf Gili Air:
https://www.spearfishing-gili.com
Inhaltsverzeichnis
- 1 Abholung in Lombok – Spearfishing vom Mahagoni Boot
- 2 Das Abenteuer beginnt – Spearfishing in Indonesien
- 3 Der Meeresgrund und die Strömung – Spearfishing Gili Islands
- 4 Mehrere Drifts und eine Begegnung mit einer Schildkröte
- 5 Ein weiterer Versuch und das geschützte Riff
- 6 Der beeindruckende Fang – Der Dackel Sepia
- 7 Zurück zur Basis – Spearfishing Gili Air
- 8 Die Zubereitung des frischen Fangs
- 9 Gemeinsames Essen unter tropischem Himmel
- 10 Eine besondere Atmosphäre nach dem Essen
- 11 Die Rückkehr in die Zivilisation
Abholung in Lombok – Spearfishing vom Mahagoni Boot
Es war so weit, der Tag war gekommen, wir hatten uns für 11 Uhr verabredet, leider war das Wetter an diesem Tag schlecht, Wellen, Wind und Regen. Egal, da muss man durch.

Mit ein paar Minuten Verspätung sah ich um die nächste Küstenlinie das Boot durch die Wellen pflügen. Die Jungs fuhren mit einem wunderschönen, circa 10 m langen Mahagoniboot auf den Strand zu. Ein 30 PS Yamaha Motor trieb das Spearfishing Gefährt an. Das rötliche Mahagoniboot war mit grünen Riffel-Platten ausgelegt, welche eine sicheren Gang ermöglichten. Ein Holzdach schützte vor der Sonne, welche an diesem Tag nicht vorhanden war.
Auf dem Boot empfingen mich vier rauchende und braun gebrannte Einheimische, die Harpunen, und das zugehörige Equipment lagen in der Mitte des Bootes bereit. Ich war erstaunt, was für gute Harpunen die Jungs mitgebracht hatten. Eine circa 1,5 m lange Rollergun mit zahllosen Spanngummis, eine 1,3 m, lange Carbon Harpune und zwei weitere Teakholz Harpunen. Sie ließen mir die freie Wahl und so entschied ich mich für die Carbon Harpune. Sollte man das Equipment nicht kennen so sollte man auf das einfachste zurückgreifen, weswegen ich mich gegen die Rollergun entschied. Meine Apnoeflossen und meine Brille hatte ich selbst mitgebracht, einen Anzug und Blei stellten die Jungs mir zu Verfügung. Der 2 mm Anzug in roter Farbe passte hervorragend und auch das übliche Equipment wie Messer und Boje war ausgeklügelt. Vom Strand aus steuerten die Jungs zu einer Stelle im offenen Ozean. Sie orientierten sich anhand der in den Regenwolken liegenden Inseln im Triangulation Verfahren, um die Stelle ohne GPS zu finden.
Das Abenteuer beginnt – Spearfishing in Indonesien
Das Boot stoppte, und alle machten sich bereit, ins Wasser zu gehen. Der Puls stieg. Zwei Jungs blieben auf dem Boot, um die anderen zu bewachen. Die Absprache vor dem Sprung ins Wasser war allerdings dürftig. Sollte ich mit der Strömung schwimmen oder gegen sie? Die Wellen nahmen immer weiter zu, bis zu einer Höhe von circa 1,5 Metern, und es begann leicht zu regnen. Die Professionalität der Indonesier beruhigte mich allerdings. Ich sprang ins Wasser, und die Jungs folgten ebenfalls.

Sofort erfasste mich eine starke Strömung, die mich vom Boot wegzog. Ich versuchte, meinen Spearfishing-Kumpanen zu folgen, aber nach wenigen Minuten Schwimmen entfernten wir uns weit voneinander. Auch war mir nicht richtig klar, ob sie versuchten, gegen die Strömung anzuschwimmen oder mit ihr zu gleiten. Einer der Jungs rief mir zu, dass ich einfach der Strömung folgen sollte, und so ließ ich mich treiben.
Der Meeresgrund und die Strömung – Spearfishing Gili Islands
Unter Wasser war in circa 8 bis 10 Metern Tiefe der Meeresgrund sichtbar. Dieser war steinig und über und über mit Seeanemonen bewachsen. Durch die starke Strömung flog man mit einer wahnsinnigen Geschwindigkeit über den Meeresgrund. Ab und zu erschien ein einzelner Felsen, hinter dem sich kleinere Fische versteckten. Immer wieder reckte ich den Kopf aus dem Wasser und konnte beruhigt feststellen, dass das Boot mir folgte. Wäre ich hier draußen verloren gegangen, wäre das Schwimmen zur nächsten Insel aufgrund der großen Distanz unmöglich gewesen. Hierbei gehörte Vertrauen dazu.
Größere Fische erblickte ich keine. Das Wasser war für tropische Verhältnisse recht milchig, aufgrund des starken Seegangs, des Windes und des Regens, der permanent auf uns einprasselte. Dennoch war es nicht kalt. In einem 2-mm-Anzug war es kein Problem. Ich trieb circa einen Kilometer mit der Strömung. Am Ende wurde ich vom Boot wieder eingesammelt.
Mehrere Drifts und eine Begegnung mit einer Schildkröte
Nach einer kurzen Pause setzte ich mich auf den Bootrand, und wir fuhren erneut zum Ausgangspunkt. So konnte ich drei bis vier circa zehnminütige Drifts absolvieren. Beim zweiten Drift erblickte ich eine wunderschöne Schildkröte von etwa 60 cm Größe, die ebenfalls mit der Strömung trieb. Als wir uns wieder auf dem Boot versammelten, waren meine indonesischen Freunde eher unzufrieden. Keine großen Fische, das Wetter sei zu schlecht. Auch sie hatten nichts geschossen.
„We go to another place,“ sagten sie, und als alle wieder auf dem Boot waren, fuhren wir in Richtung Gili Islands. Wir alle saßen im Regen und in der tosenden, schäumenden Brandung, die gegen das Boot klatschte. Trotz Neoprenanzügen war den Jungs kalt. Als Deutscher mit etlichen Kilos mehr auf den Rippen war es für mich allerdings kein Problem. Ich lachte. Die Jungs boten mir indonesische Zigaretten an – frischer, sehr fein geschnittener Tabak, der nach Vanille duftete. Ich konnte nicht Nein sagen und probierte eine. Sie schmeckte gut.
Ein weiterer Versuch und das geschützte Riff
Mit dem Boot fuhren wir um die zweite der Gili-Inseln. Hier hatten sie ein Riff im Visier, über dem Giant Trevallies stehen sollten. Auch hier drifteten wir einige Runden in dem etwas beruhigten Wasser. Doch die Sicht war erneut schlecht. Nach kurzer Zeit gaben wir es auf und fuhren zu einem geschützten Riff, das hinter der Gili-Insel lag. In circa 12 Metern Tiefe gab es ein Korallenriff mit einigen Fischen, die um die einzelnen Korallen schwammen. Insgesamt waren hier jedoch viele Taucher unterwegs, und es herrschte relativ viel Bootverkehr. Das machte das Spearfishing gefährlich, und eine Boje war unerlässlich.
Ich tauchte durch das relativ trübe Korallenriff und konnte einen kleinen Papageienfisch erlegen. Auch wenn das Wetter schlecht war, genoss ich es, in einem Korallenriff zu harpunieren. Die Fische waren scheu, so wie man es von bejagten Gebieten kannte. Immer wieder reckte ich den Kopf aus dem Wasser und suchte meine Kumpanen, die in der weiteren Umgebung ebenfalls mit der Harpune tauchten. Ich wusste zwar, dass diese Jungs vom Spearfishing lebten, aber sie waren einfach nur gut. Sie hatten Luft ohne Ende und blieben mehrere Minuten unter Wasser. Zwar war ich nicht ganz untrainiert, aber mit solchen Jungs konnte ich nicht mithalten.
Der beeindruckende Fang – Der Dackel Sepia
Nach einer weiteren Stunde gingen wir an Bord. Insgesamt hatten wir drei Stunden gejagt. Als die Jungs einzeln vom Boot eingesammelt wurden, hefteten sie doch einige Fänge an ihre Bojen. Ich staunte. Sie hatten einige große Riff-Fische gefangen. Am beeindruckendsten war ein Sepia, der Dackelgröße hatte. Dieser wog bestimmt vier bis fünf Kilogramm und war circa 60 cm lang. Schwarze und weiße Streifen zierten seinen Rückenschild. Was für ein Monster! Die Jungs lachten, als sie meine großen Augen sahen. „Der hier? Der ist noch klein, die können doppelt so groß werden!“ meinte einer von ihnen und zeigte auf den Experten, der immer solche großen Sepien fing. Wir lachten.
Die Jungs zündeten sich erneut Zigaretten an, und auch mir wurden wieder welche angeboten. Zwar waren sie mit dem Fang insgesamt unzufrieden, doch für mich war es ein wunderschöner Tag gewesen. Herausforderndes Spearfishing mit Einheimischen ist immer eine Erfahrung, bei der man immer etwas dazu lernt – sei es über das Equipment oder neue Techniken.
Zurück zur Basis – Spearfishing Gili Air
Zusammen fuhren wir zu der südlichsten Gili-Insel, Gili Air. Hier hatten die Jungs ihre Tauchbasis. Aufgrund der Ebbe mussten wir circa 50 Meter vor dem Strand aus dem Boot aussteigen und es vorsichtig durch die Korallenriffe, die die Insel umgaben, führen. Das Boot wurde an einem vorgefertigten Tau verankert. Uns kam ein Cousin des Tauchbasenbesitzers auf einem elektrischen Fahrrad entgegen – Autos oder Benzinmotoren waren auf der Insel nicht erlaubt.
Wir trugen unser gesamtes Equipment und den Fang durch einen schlammigen Weg, vorbei an Palmen und mehreren Häusern, auf die Insel. Dort hatten die Jungs eine kleine Tauchbasis mit einem Spearfishing-Geschäft. Mir wurde eine Dusche angeboten. Ich streifte den Anzug ab und erfrischte mich an einem Wasserschlauch, der im Vorgarten hing.
Die Zubereitung des frischen Fangs
Die Frau des Hauses, kam heraus, entriss dem Anführer unserer Gruppe den Fang und begann sofort mit der Verarbeitung. Auf einem kleinen Holzbrett nahm sie den Fisch aus und zerteilte ihn geschickt. Circa die Hälfte des Fangs wanderte in die Tiefkühltruhe, um an Einheimische verkauft zu werden, während die andere Hälfte für das Grillen vorbereitet wurde.





Die Jungs hatten im Garten einen alten, großen Grill, der schon einige Rostspuren aufwies. Sie entzündeten Kokosnussschalen darauf, die eine hervorragende Glut erzeugten.
Die Atmosphäre war besonders, langsam senkt sich die Dunkelheit über den Platz, um unsere Beine krochen Hühner und Katzen im Einklang. Die Indonesier, welche sich kurz geduscht hatten, saßen zusammen um einen Tisch und rauchen. Auch der Vater der Gruppe setzte sich hinzu, geredet wurde kaum, dennoch herrschte eine friedliche Atmosphäre, und als plötzlich der Muezzin durch die Abendstimmung klang, wurde mir bewusst, dass ich wieder einen besonderen Tag erleben durfte. Der nach Vanille riechende Tabak hüllte den kleinen Innenhof ein. Der Boden war nass und leicht schlammig, alle standen barfuß herum, zu stören schien es keinen und auch mir wurde in der Sekunde bewusst, dass aufgrund der tropischen Verhältnisse es nie dazu kam, dass diese Jungs einmal frieren mussten, in Deutschland war draußen barfuß laufen vielleicht für ein bis zwei Monate im Jahr möglich, hier war es die Regel. Die Kinder des Hauses spielten mit einem Smartphone und rannten durch die Gegend. Ein Freund der Familie brachte ein circa 1 kg wiegendes Paket vorbei. Dieses war eingepackt mit Paketklebeband. Als einer der Jungs ist öffnete, sah ich den feinen, indonesischen Tabak. Sie lachten, dieser sei frisch vom Feld und roch noch besser als die vorgedrehten Zigaretten, die es bisher gab. „Nun zeigen wir dir mal, wie man in Indonesien raucht“, sagten sie und lachten. Eine kleine handvoll Tabak wurde in ein Zigarettenpapier gerollt und lief V-förmig wie ein Joint zu. Einen Filter gab es nicht. Willst du auch mal probieren? Ich bejahte und drehte mir auch eine indonesische Zigarette. Alle lachten und sagten: „du bist ja ein halber Indonesier“, als sie meine vergleichsweise schöne Zigarette erblicken. Auch ohne Filter schmeckte der Tabak hervorragend.
Gemeinsames Essen unter tropischem Himmel
Nachdem der Grill die richtige Hitze erreicht hatte, wurde der Fisch in Bananenblätter gewickelt und mit einer würzigen, roten Sauce mariniert. Ein grandioser Duft stieg aus dem Grill auf und mischte sich mit dem Aroma des Kokosnussrauchs. Ich genoss diesen Moment in vollen Zügen. Oft werde ich gefragt, was das Besondere am Spearfishing und der Jagd ist – es sind genau diese Momente: die Jagd, die Gemeinschaft, das Zubereiten der Beute und das anschließende Essen am offenen warmen Feuer. Es hatte etwas Archaisches an sich, fast so, wie es in der Steinzeit gewesen sein musste.



Als das Essen schließlich fertig war, wurde alles auf einen großen Tisch aufgetragen. Ich erhielt eine eigene Flasche Wasser, während die Jungs Leitungswasser tranken, mir aber empfahlen, lieber abgefülltes Wasser zu nehmen, um eine Magenverstimmung zu vermeiden. Gegessen wurde traditionell mit den Händen, wie es in der Region üblich war. Der frische Fisch mit roter Sauce, dazu Reis und Gemüse mit Erdnüssen – es schmeckte hervorragend. Wir alle wurden satt.
Eine besondere Atmosphäre nach dem Essen
Gemäß den islamischen Traditionen aßen die Frauen separat. Nach dem Essen saßen wir noch lange zusammen, rauchten indonesische Zigaretten und tauschten Geschichten aus.

Gegen 21:30 Uhr begann ich, meine Sachen zu packen. Die Jungs holten einen weiteren Kanister Benzin, und gemeinsam gingen wir zum Boot.

Da die Ebbe noch nicht vollständig vorbei war, mussten wir vorsichtig durch das seichte Wasser manövrieren. Doch unserem Bootsführer vertraute ich uneingeschränkt. Wir stapften etwa 20 Meter durch das lauwarme Wasser zum Boot, das ruhig auf den sanften Wellen schaukelte. Mit geübten Handgriffen manövrierten die Jungs das Boot zur Hauptinsel Lombok zurück.
Die Rückkehr in die Zivilisation
Vor meinem Hotel erstreckte sich ein etwa 300 Meter breites Korallenriff. Während wir mit Taschenlampen ins Wasser leuchteten, sahen wir, wie einige Fische durch das Licht aufgeschreckt wurden und aus dem Wasser sprangen. Unser Bootsführer navigierte vorsichtig durch das Riff, mehrfach mussten wir ansetzen, um den besten Weg zu finden, stets im Rückwärtsgang um notfalls das Boot wieder schnell nach vorne schießen lassen zu können. Die Korallen ragten stellenweise nur 30 cm unter der Wasseroberfläche hervor, sodass es eine heikle Fahrt war.
Als wir schließlich den Strand erreichten, sprang ich aus dem Boot, bedankte mich herzlich bei den Jungs und watete durch die leichte Brandung zu meinem Hotel. Was für ein Tag! Als ich meine Frau im Hotelrestaurant erblickte, wurde mir der Kontrast zwischen meiner abenteuerlichen Erfahrung und der westlichen Realität bewusst.
Was für ein Land, was für unterschiedliche Menschen es auf dieser Welt gibt – einfach wunderschön.